\u201eWas ein Morgen ist, wird nur der wissen, der die Nacht durchhielt\u201c.<\/strong><\/p>\nWie, wann, wo…. soll ich bei diesem Brief anfangen?<\/p>\n
Wie soll ich beginnen?<\/p>\n
Ich denke, der obige Spruch,<\/p>\n
Herr F.<\/p>\n
Ist die richtige Wahl. Er trifft auf uns Beide gleicherma\u00dfen zu.<\/p>\n
Wann:<\/p>\n
Wann ist der richtige Zeitpunkt f\u00fcr diesen Brief gekommen?<\/p>\n
<\/p>\n
Das zu beantworten ist sehr schwierig. Es h\u00e4ngt so sehr von meinen Gef\u00fchlen ab. Ich denke oft an Sie, im Guten, aber auch im weniger Guten. So rei\u00dfen mich meine Gef\u00fchle immer noch hin und her und genauso oft habe ich den Zeitpunkt zum Schreiben verschoben.<\/p>\n
<\/p>\n
Aber ich glaube auch, dass Sie auf ein paar Worte von mir warten. W\u00e4re ich in Ihrer Situation, w\u00e4re es so.<\/p>\n
<\/p>\n
Wo soll ich nun anfangen?<\/p>\n
<\/p>\n
Zun\u00e4chst m\u00f6chte ich Ihnen sagen, dass wir wissen, dass nicht nur Sie allein die Verantwortung am Tod von Christian tragen. Eine Verkettung vieler ungl\u00fccklicher Umst\u00e4nde f\u00fchrte zu dieser Katastrophe. Und unser einziges pers\u00f6nliches Zusammentreffen im Amtsgericht Walsrode habe ich immer wieder vor Augen. Ich empfand Mitleid mit Ihnen. Aber es war auch von Wut, Entt\u00e4uschung, Angst, Hilflosigkeit und Mi\u00dfverst\u00e4ndnis begleitet.<\/p>\n
<\/p>\n
Die damals ausgesprochene Strafe erschien mir so ungerecht. Ein junger Mensch \u2013 mein Sohn \u2013 ist gestorben. Vielleicht k\u00f6nnen Sie meine Gef\u00fchle als Mutter von Christian verstehen.<\/p>\n
<\/p>\n
Dann jedoch erhielten wir Ihren ausf\u00fchrlichen Brief. Ich habe ihn mit wachsender Achtung gelesen. Und ich bin froh, dass sie selbst nach einer eigenen L\u00f6sung gesucht haben. Die Arbeit mit behinderten Menschen erfordert viel Kraft, Verst\u00e4ndnis, Mut Toleranz und andere wichtige Eigenschaften. Ich denke, Sie haben dabei viel Gutes getan.<\/p>\n
<\/p>\n
Wie es Ihnen heute geht, wei\u00df ich nicht. Ich k\u00f6nnte mir aber vorstellen, dass Ihr Weg, wie meiner, von Tiefen und H\u00f6hen begleitet ist. Wir m\u00fcssen wahrscheinlich noch viel Geduld mit uns selbst haben.<\/p>\n
<\/p>\n
Und ich w\u00fcnsche uns, dass unsere eigenen Familien auch die n\u00f6tige Geduld mit und f\u00fcr uns aufbringen k\u00f6nnen.<\/p>\n
<\/p>\n
Ich hoffen, dass Sie Ihre Ausbildung abgeschlossen und eine gute Arbeit gefunden haben. Vielleicht haben Sie inzwischen auch eine eigene Familie. M\u00f6ge sie immer zu Ihnen halten.<\/p>\n
<\/p>\n
Ich w\u00fcrde Ihnen gerne verzeihen, aber es gelingt mir noch nicht. Mit diesem Zwiespalt k\u00e4mpfe ich sehr oft. Meine Gef\u00fchle sind immer noch von einem st\u00e4ndigen \u201eAuf und Ab\u201c begleitet. Ich m\u00f6chte es bald als \u201einnere Zerrissenheit\u201c beschreiben.<\/p>\n
<\/p>\n
Das Schwere ist manchmal so einfach, zu erledigen. Man muss es nur tun.<\/p>\n
Ich bin froh, dass ich Ihnen heute diese Zeilen schreiben konnte.<\/p>\n
<\/p>\n
Renate St\u00f6be<\/p>\n
Gro\u00dfp\u00f6sna, 23.07.2004<\/p><\/blockquote>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Uns als Eltern interessierte nat\u00fcrlich, ob nach dem Urteil Herr F. der dort festgelegten Arbeitsauflage nachgekommen war, welche Arbeiten ihm durch das Jugendamt zugewiesen wurden und mit welcher Sorgfalt er diese erf\u00fcllt hat. So erreichte uns im Dezember 1999 sein Brief. Darin berichtete er uns, dass ihm vom zust\u00e4ndigen Jugendamt eine Stelle bei einem \u00f6rtlichen<\/p>\n
Weiterlesen<\/a><\/div>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"parent":0,"menu_order":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","template":"","meta":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/pages\/46"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fcomments&post=46"}],"version-history":[{"count":4,"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/pages\/46\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":229,"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/pages\/46\/revisions\/229"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.fam-st\u00f6be.de\/wordpress\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fmedia&parent=46"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}